Ein neuer ungarischer Blutvertrag muss her!

Ein neuer ungarischer Blutvertrag muss her!
Bertalan Székely: Blutvertrag (Wikipedia)

Was wir jetzt brauchen, sind die Sieben Stammesfürsten (Hét Vezér), es ist nicht Prinz Csaba! Die Welt verändert und ordnet sich um uns herum neu, wir brauchen große Weitsicht, Weisheit, aber vor allem Einigkeit, um zu verhindern, dass unsere kleine ungarische Nation vom neuen historischen Kataklysma hinweggefegt wird. Sprechen wir die Wahrheit aus, sagen wir es deutlich: Ohne Einigkeit werden wir die erschütternden Ereignisse der kommenden Jahre und Jahrzehnte nicht überleben! Wir werden zugrunde gehen. Es ist tragisch, wie schlecht wir in der Kunst der Einheit sind: Keine Nation in Europa hat sich jemals so sehr gegen sich selbst gewandt. Schauen wir uns um: Überall gibt es nichts als Spaltung unter den Ungarn. Überall gibt es nur den heiligen Glauben an die eigene Wahrheit, überall nur die sture Überzeugung von der Schlechtigkeit des anderen Lagers. Es ist schwierig, so zu leben, geschweige denn zu überleben.
Wir brauchen jetzt nicht Prinz Csaba, sondern die Sieben Stammesfürsten! Wir brauchen kein müdes, einsames Genie, sondern den starken, zuverlässigen Griff des Zusammenhalts aller Fähigen. Wir brauchen keinen allwissenden, oberklugen Führer, sondern die Sieben Stammesfürsten, also nationale Einheit und Teamwork. Bisher war es, wie es war und sein durfte, aber jetzt ist die Komödie zu Ende. Es ist Krieg, und wir befinden uns all unserer Friedensparteilichkeit zum Trotz – wie sonst könnten wir angesichts der Umstände sein? - Es herrscht Krieg, und trotz all unserer Friedfertigkeit – wie könnten wir unter diesen Umständen anders sein? – befinden wir uns so oder so im Vorzimmer des Krieges.

Nein, Russland wird die NATO nicht angreifen, das liegt nicht in seinem Interesse, so viel ist sicher. Unser Mutterland und die Nachbarstaaten, in denen Ungarn leben, sind – mit Ausnahme der Ukraine – durchwegs Mitglieder der NATO und genießen daher die Sicherheit ihres Schutzschirms. Was unser Mutterland seit einiger Zeit aus eigenem Zutun nicht mehr genießt, ist das Vertrauen seiner NATO- und EU-Partner, und das wird sich in Zukunft unweigerlich auf uns auswirken. Wie konnte man Innen- und Außenpolitik nur so unglücklich vermischen?! Aber gehen wir weiter, das große Problem liegt woanders.
Das große Problem liegt woanders. József Antall nannte sich 1991 noch den geistigen Ministerpräsidenten von 15 Millionen Ungarn. In jüngster Zeit fanden in Rumänien, Serbien, der Slowakei und Ungarn Volkszählungen statt. Ob wir die Daten akzeptieren oder nicht – die Zahlen zeigen, dass im Karpatenbecken die 13 Millionen Ungarn in 30 Jahren auf 11,5 Millionen geschrumpft sind! Parallel dazu sind wir stärker zersplittert als je zuvor: London ist die zweitgrößte ungarische Stadt, um es einmal so auszudrücken.
Weltweit gibt es also 13,5 Millionen Ungarn. Eine unglückliche Zahl! Die eine Hälfte dieser 13,5 Millionen Ungarn hasst die andere Hälfte von ganzem Herzen. Man hasst, verspottet, verhöhnt und bedauert die anderen, wünscht ihnen das Schlimmste – und vice versa. So stehen wir, das ist die Situation heute, und da sprechen wir von einer vollendeten nationalen Vereinigung!
Die geopolitischen Kraftlinien ändern sich rasant, und wir Ungarn stehen nicht auf der günstigen Seite des Wandels. Wir können und wollen uns nicht rechtzeitig ändern, wollen nicht verändern, sodass wir uns immer am Rande des sich öffnenden Abgrunds bewegen. Aber nein, hier wird es keinen theatralischen Nationaltod des 19. Jahrhunderts geben! „Und das Grab, in dem die Nation versinkt...“ Nein, wir werden nicht in Großartigkeit à la Atlantis untergehen. Wir werden unser flügelgestutztes Leben als Nation noch lange leben, langsam aussterben und uns auflösen, ohne dass der letzte Akt großartig wäre. Wir isolieren uns immer wieder von der Welt, während wir uns selbst zwei- oder vierteilen. In der Hitze unserer kleinlichen internen Streitereien sehen und hören wir nicht, was in der Welt um uns herum geschieht. Es ist haarsträubend, wie wenig wir die Bedrohung spüren! Die Gottesmutter muss uns aus irgendeinem Grund sehr lieben, dass es uns trotz all unserer schädlichen und verantwortungslosen Bemühungen immer noch halbwegs gut geht.
Wir brauchen einen neuen Blutvertrag! Unsere Vorfahren wussten, dass sie sich nur aufeinander verlassen konnten. Lasst auch uns, späte Nachfahren, ein gemeinsames Ziel finden und einander die Hand reichen! Wie gut hat Árpáds Volk als Heiden zusammengehalten und ist bei Verecke erfolgreich abgestiegen. Stephan der (später) Heilige brachte und nicht nur das Christentum, sondern auch die Politik. Auch wenn wir ersteres authentisch übernommen haben, so konnten wir uns letzteres nie richtig aneignen. Der Ungar politisiert zwar leidenschaftlicher Politiker, aber was er tut, ist eine Täuschung, denn die wirkliche Politik ist nichts Anderes als eine Methode der Kompromisssuche, -findung und -anwendung in einem intellektuellen Machtspiel mit vielen Akteuren. Und daon verstehen wir überhaupt nichts.
Wir müssen die Institution der miteinander paktierenden Sieben Stammesfürsten wiederherstellen. Wäre das eine anachronistische Institution? Vielleicht. Aber es ist eine gesunde Idee, dass entsprechend den Interessen unserer „Stämme“ nicht ein Führer über unsere gemeinsamen Angelegenheiten entscheidet, sondern sieben. StFührer über unsere gemeinsamen Angelegenheiten im Interesse unserer 'Stämme' entscheiden.

Zoltán Másréti Kató