Serbien und die Energiekrise

Serbien und die Energiekrise

    Ist in Serbien eine Energiekrise wie im Westen zu erwarten? Diese Frage stellt Márta Fehér – und gibt umgehend die „einfache“ Antwort: In diesem Winter nicht. Die Sicherheit leitet sie nicht von gesicherten Energiequellen ab, sondern aus der Tatsache, dass 2022 mehrere Wahlen bevorstehen und sich die Regierung inmitten der Corona-bedingten Wirtschaftskrise nicht auch noch Probleme mit der Energieversorgung leisten kann. Bisher ist es der Staatsmacht um Präsident Aleksandar Vučić gelungen, der Bevölkerung mit allen Mitteln einzureden: Die Welt mag zusammenbrechen, aber das Regime lässt die Landsleute nicht im Stich.

    In dieser Situation trat Ende Oktober eine dramatische Wende ein: Brot – Sozialbarometer der einstigen sozialistischen Staaten – wurde gleich zweimal teurer. Und dann trat wie mit Zauberhand wieder Ruhe ein: Das einfache Weißbrot wurde zentral reguliert. Aber alle anderen Preise steigen zwar langsam, aber ins Unermessliche.

    Der zweite Maßstab der künstlichen Preisfeststellung ist Strom. Während die Medien in aller Welt über die Energiekrise berichtet, teilt das serbische Staatsoberhaupt wie jedes Jahr in unerschütterlicher Ruhe mit, die Strom- und Gasversorgung des Landes sei und bleibe stabil. Gegenwärtig werden 65 Prozent des in Serbien verbrauchten Stroms in Kohlekraftwerken produziert. Langfristig erwägt Belgrad den Bau kleiner, modularer Kernkraftwerke sowie Beteiligungen an ausländischen Anlagen wie dem ungarischen Paks II oder dem bulgarischen Belene.

    Bei der Gasversorgung stützt sich das Belgrader Regime auf eine langfristige Vereinbarung mit Russland. Während der Gaspreis an der europäischen Energiebörse 15000 Dollar pro tausend Kubikmeter erreichte, zahlt Serbien für dieselbe Menge weiterhin 270 Dollar.

      Deshalb geht Serbien einigermaßen beruhigt ins Wahljahr 2022.

Original: Fehér Márta - Szerbia és az energiaválság